Im Zeitalter von Ressourcenschonung, CO₂-Reduktion und Kreislaufwirtschaft gewinnen recyclingfähige Dämmstoffe im Bauwesen zunehmend an Bedeutung. Während konventionelle Dämmstoffe wie Polystyrol (EPS/XPS), Mineralwolle oder PU-Schäume oft problematisch in der Entsorgung und Wiederverwertung sind, setzen nachhaltige Alternativen auf Wiederverwendbarkeit, Recyclingfähigkeit oder biologische Abbaubarkeit. Die gute Nachricht: Auch in puncto Wärmeschutz und Anwendungsvielfalt stehen sie den klassischen Materialien kaum noch nach.

Zwei Hauptstrategien: Biobasierte vs. Rezyklat-Dämmstoffe

1. Biobasierte Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen

Diese Materialien bestehen aus natürlichen Fasern, die biologisch abbaubar oder zumindest kompostierbar sind. Häufig genutzte Rohstoffe:

  • Zellulosefasern (z. B. aus Altpapier)

  • Holzfasern

  • Hanf

  • Flachs

  • Schafwolle

  • Stroh

Diese Dämmstoffe haben meist eine Wärmeleitfähigkeit zwischen 0,035–0,045 W/mK, was leicht über klassischen Dämmstoffen wie EPS (ca. 0,032–0,040 W/mK) liegt, aber immer noch gute Dämmwirkung bietet. Zudem punkten sie durch Feuchteregulierung, Schallschutz und gute Ökobilanz. Der biologische Abbau kann – je nach Zusatzstoffen – innerhalb weniger Jahre erfolgen.

2. Rezyklatbasierte Dämmstoffe aus Kunststoffabfällen

Hierunter fallen Dämmmaterialien, die aus recycelten Kunststoffen hergestellt werden – z. B. PET-Dämmplatten aus aufbereiteten Getränkeflaschen oder recyceltem EPS. Diese Materialien bieten den Vorteil geschlossener Stoffkreisläufe und vermeiden Kunststoffmüll. Ihre Dämmleistung ist vergleichbar mit konventionellem Polystyrol (0,032–0,038 W/mK), bei oft besserer CO₂-Bilanz.

Ein Beispiel: PET-Dämmplatten zeigen nicht nur gute Wärmedämmeigenschaften, sondern sind auch druckfest, wasserabweisend und diffusionsoffen – ideal für Dach-, Fassaden- und Kellerdämmung.

Vergleich verschiedener Dämmstoffe hinsichtlich Wärmeleitfähigkeit, Recyclingfähigkeit und Besonderheiten:

  • EPS/XPS (expandiertes oder extrudiertes Polystyrol):
    Diese klassischen Schaumstoffe haben eine sehr gute Wärmeleitfähigkeit von etwa 0,032 bis 0,040 W/mK. Allerdings sind sie nur schwer oder gar nicht recyclingfähig und stellen ein Entsorgungsproblem dar. Vorteilhaft ist ihr sehr guter Dämmwert; nachteilig ist ihre Umweltbilanz.

  • Mineralwolle (z. B. Glas- oder Steinwolle):
    Die Wärmeleitfähigkeit liegt bei etwa 0,035 bis 0,045 W/mK. Eine teilweise Recyclingfähigkeit ist gegeben. Mineralwolle ist nicht brennbar, aber schwer biologisch abbaubar. Der Einsatz erfolgt oft dort, wo Brandschutz im Fokus steht.

  • Zellulose oder Holzfaser:
    Diese biobasierten Materialien erreichen etwa 0,037 bis 0,045 W/mK. Sie sind biologisch abbaubar, diffusionsoffen und haben eine sehr gute CO₂-Bilanz. Besonders im ökologischen Hausbau sind sie beliebt.

  • Hanf, Flachs, Schafwolle:
    Ihre Wärmeleitfähigkeit liegt ebenfalls im Bereich von etwa 0,038 bis 0,045 W/mK. Sie sind kompostierbar und nachwachsend. Ihre baubiologische Verträglichkeit macht sie ideal für den Innenausbau.

  • Recyclingplatten aus PET (z. B. aus Flaschen):
    Diese Dämmstoffe haben eine Wärmeleitfähigkeit von etwa 0,032 bis 0,038 W/mK – vergleichbar mit klassischen Schaumstoffen. Sie sind vollständig recyclingfähig, formstabil, wasserabweisend und eignen sich für viele Einsatzbereiche im Neubau und der Sanierung.

Einsatzmöglichkeiten in der Baupraxis

Recyclingfähige Dämmstoffe lassen sich in nahezu allen Bereichen einsetzen:

  • Dach- und Zwischensparrendämmung (z. B. Hanf, Zellulose, PET-Platten)

  • Fassaden- und Außendämmung (vorgehängte hinterlüftete Fassade mit Holzfaserdämmung)

  • Innenwanddämmung (diffusionsoffene Naturfaserplatten, z. B. Flachs oder Schafwolle)

  • Fußboden- und Deckendämmung (z. B. Holzfaserplatten oder rezyklierte PET-Elemente)

  • Verfüllung und Einblasdämmung (Zellulose oder Stroh)

Viele Produkte erfüllen inzwischen auch Brandschutzklasse B2 oder sogar B1 und sind frei von gesundheitlich bedenklichen Zusätzen.

Fazit

Recyclingfähige Dämmstoffe sind mehr als eine ökologische Nische: Sie verbinden funktionale Wärmedämmung mit ökologischer Verantwortung. Ob aus Naturfasern oder Kunststoffrezyklaten – sie ermöglichen den Umstieg auf eine nachhaltige Bauweise ohne nennenswerte Einbußen in der Dämmleistung. Mit wachsendem Marktangebot, Förderprogrammen und steigender Nachfrage nach umweltfreundlichen Materialien sind sie ein echtes Zukunftsthema für Planer, Bauherren und die Bauindustrie.

Quellen und Literatur

  1. Künzel, H. M., & Sedlbauer, K. (2008). Nachhaltige Wärmedämmstoffe im Bauwesen – Bewertung und Vergleich. Fraunhofer IBP, Bericht B30-2008.
  2. Schlegel, A., & Frischknecht, R. (2016). Ökobilanz natürlicher Dämmstoffe im Vergleich zu synthetischen Alternativen. KBOB, Schweiz.
  3. Künniger, T. et al. (2010). Recycling von Dämmstoffen im Bauwesen. EnergieSchweiz, Bundesamt für Energie BFE.
  4. Finnegan, M. A., et al. (2019). Comparative life cycle assessment of insulation materials for residential buildings. Energy and Buildings, 166, 547–559. DOI: 10.1016/j.enbuild.2018.03.030
  5. Institut für Bauen und Umwelt e. V. (IBU) (2022). EPDs für Hanfdämmstoffe, Holzfaserplatten und recycelte PET-Produkte – Umweltproduktdeklarationen nach ISO 14025.

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